Ein magischer Augenblick beim Lesen …

Gestern Abend lag ich auf der Couch und las ein Buch – ein ungewöhnlich ergreifendes Buch. Als ich kurz mal aufschaute, fiel mein Blick auf das Fenster gegenüber. Ein gleisendes Blutrot überzog den Horizont und ich traute meinen Augen nicht. Das kann doch nicht sein, dachte ich und sprang auf, um meine Kamera zu holen. Diesen Augenblick musste ich festhalten.

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Ist das nicht wundervoll? Gerade hatte ich nämlich Folgendes im Buch gelesen:

«Über den Hügel links vom Friedhof, da gibt es diese eine Stelle, an der es aussieht, als würden sich Himmel und Erde miteinander verbinden. The Gateway to Heaven.» Danny rutschte zu mir und drehte mein Kinn in die richtige Richtung. «Genau da.»
Tatsächlich.» Ich musste zugeben, dass er Recht hatte. Die Horizontlinie wurde zunehmend schwächer, bis sie zu verschwinden schien.
«Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die Stille Lande, als flöge sie nach Haus.» Danny flüsterte es nur. Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter und die Härchen an meinem Arm richteten sich auf.
«Traurig, aber schön», sagte ich leise.
«Das ist meine Lieblingsstrophe aus «Mondnacht». Ein Gedicht von Eichendorff. Es geht darin um die Wiedervereinigung der Getrennten. Die Grenze zwischen Himmel und Erde löst sich auf. Das ermöglicht ein Hin- und Herspringen zwischen den Welten. Die Toten können zu den Lebenden und umgekehrt. Das geht aber nur, wenn der Horizont der Erde so nah kommt, wie es dort hinten der Fall ist.» …. […]

«Lange Geschichte.» Er winkte ab, bevor er sich zu mir umdrehte. «Du solltest dir merken, was du an diesem Tag gedacht hast, und künftig die Augen offen halten. Dann wirst du so etwas öfter sehen. Vielleicht hilft dir das später irgendwann mal.»
«Verstehe ich nicht. Wie sollte mir das helfen?»
Danny schwieg eine Weile. Das Licht um uns herum begann sich zu verändern, wurde rötlich und irgendwie unecht.
«Eines Tages», begann er. «wenn ich nicht mehr da bin. In dem Moment, in dem du dem Horizont nah bist, bist du dann vielleicht auch mir nah …» … […]

Ich schaute noch ein letztes Mal zum Horizont, in die blutrote Sonne.

(Textauszug aus «Dem Horizont so nah» von Jessica Koch)

Dieses Buch ist aussergewöhnlich. Eine wahre Geschichte.  Und voller Poesie – es fällt mir sehr schwer, das Lesen zu unterbrechen. Aber schaut euch selbst die Rezensionen an. Hier z.B. oder auf AMAZON :

Dem Horizont so nah, von Jessica Koch

7 Gedanken zu “Ein magischer Augenblick beim Lesen …

  1. Ein wundervoller Anblick, der mich träumen lässt! 💜
    Ich lege mir Jessicas Buch bald zu. Kürzlich hat sie sich sehr über eine böse Rezension geärgert. Damit müssen wir leider rechnen. Aber die anderen Rezis lassen die „bösen“ im Nichts verschwinden.

    Herzliche Grüße
    Sylvia

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    • Mir gefällt das Buch sehr – eine sehr zu Herzen gehende Geschichte, hervorragend erzählt.
      Ich lese Rezensionen (früher oder später), aber letztendlich mache ich mir doch ein eigenes Bild. Was ich lese muss MIR gefallen, unabhängig von der Meinung anderer.

      Danke für deinen Kommi und liebe Grüsse zu dir 🙂

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  2. *Es war, als hätt‘ der Himmel die Erde still geküsst* ( ein Satz aus dem Buch) – oh jaaaa, dieses Buch ist ein MUSS. Ich habe es schon zweimal gelesen und finde immer wieder Gedanken darin, die mich inne halten lassen….

    Ganz lieb,
    Edith

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  3. Schön, dass du es auch gelesen hast und schätzt. Ich mache mir beim Lesen auch sehr viele Gedanken und das ist definitiv ein gutes Zeichen – so sollen Bücher sein! 🙂

    Ganz liebe Grüssle ❤
    Christel

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    • Ja, das passte und intensivierte die Stimmung, in der ich beim Lesen gerade befand 🙂
      Für das Foto hatte ich natürlich keine Zeit für Vorbereitungen, so wurde es ein Schnappschuss.
      Danke für deinen netten Kommentar.

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