Göttlich ist das Krumme!
„Kepler sagt, Gott habe „Körper den Kreisen und Kreise den Körpern so lange eingeschrieben, bis kein Körper mehr da war, der nicht innerhalb und ausserhalb mit beweglichen Kreisen ausgestattet war.“
Wir dürfen das wörtlich nehmen, und je genauer wir die Materie, die Körper, kennenlernen, umso mehr bestätigt sich das. Kepler konnte noch nicht ahnen, wie recht er haben sollte.Das Grundprinzip einer jeden Struktur ist der Kreis, das Krumme, die Kreisbahn, die Bahnellipse. Da für Kepler die Natur Ausdruck des göttlichen Prinzips ist, ist das Krumme, im weitesten Sinne das Gebogene, das Schwingende, das Lebendige näher bei Gott, als das Gerade, Starre, Unlebendige. …
Erst in der Wellenmechanik ist im Anfang der 30ger Jahre dieses Jahrhunderts die Gleichsetzung von Korpuskel und Welle, von Struktur und Schwingung allgemein akzeptiert worden … „
Was versteht man nun unter Wellentheorie und Resonanz?
„Resonanz besteht immer darin, dass Schwingungen miteinander in Wechselwirkung treten und sich überlagern. Dabei können sie sich gegenseitig anregen oder auslöschen, sich verstärken oder abschwächen.
Durch Resonanz wird etwas bewirkt … hier nur ein Beispiel:
Durch Resonanz des grünen Chlorophylls in den Blättern mit den Lichtstrahlen der Sonne wird die Energie für die Photosynthese in den Pflanzen erzeugt, von der alles Leben abhängt, d.h. im Chlorophyll muss es ein schwingendes System geben, das auf der gleichen Frequenz schwingt, wie die ankommenden Sonnenstrahlen, mit diesen in Resonanz tritt und auf diese Weise die Sonnenenergie nutzbar macht. Diese Energie ist dann natürlich verbraucht bzw. in die Kohlehydrate des Getreides und der Kartoffel hineingesteckt:
Resonanz überträgt Energie!“
Ich finde das faszinierend, wenn ich mir das alles so vorstelle … bewegliche Kreise, Wellen, Schwingungen, dieses göttliche Prinzip, dem der Goldene Schnitt zugrunde liegt
Mir fällt ein Video dazu ein, das ich sehr liebe und immer wieder anschaue:
Und Friedrich Cramer hat diesem Buchkapitel noch ein berührendes Gedicht angehängt und schreibt dazu:
„Einerseits kann man nicht zweimal in denselben Fluss steigen, andererseits führt der Kreis immer in sich selbst zurück. Diese Polarität hat Goethe in seinem berühmten Gedicht beschrieben:
Dauer im Wechsel
Hielte diesen frühen Segen,
Ach, nur Eine Stunde fest!
Aber vollen Blütenregen
Schüttelt schon der laue West.
Soll ich mich des Grünen freuen,
Dem ich Schatten erst verdankt?
Bald wird Sturm auch das zerstreuen,
Wenn es falb im Herbst geschwankt.
Willst du nach den Früchten greifen,
Eilig nimm dein Teil davon!
Diese fangen an zu reifen,
Und die andern keimen schon;
Gleich mit jedem Regengusse
Ändert sich dein holdes Tal,
Ach, und in demselben Flusse
Schwimmst du nicht zum zweitenmal.
Du nun selbst! Was felsenfeste
Sich vor dir hervorgetan,
Mauern siehst du, siehst Paläste
Stets mit andern Augen an.
Weggeschwunden ist die Lippe,
Die im Kusse sonst genas,
Jener Fuß, der an der Klippe
Sich mit Gemsenfreche maß.
Jene Hand, die gern und milde
Sich bewegte, wohlzutun,
Das gegliederte Gebilde,
Alles ist ein andres nun.
Und was sich an jener Stelle
Nun mit deinem Namen nennt,
Kam herbei wie eine Welle,
Und so eilts zum Element.
Laß den Anfang mit dem Ende
Sich in Eins zusammenziehn!
Schneller als die Gegenstände
Selber dich vorüberfliehn!
Danke, daß die Gunst der Musen
Unvergängliches verheißt,
Den Gehalt in deinem Busen
Und die Form in deinem Geist.
(Textauszüge aus „Symphonie des Lebendigen“ / Friedrich Cramer)
p.s. dieses Buch ist einfach genial !