Literatur – Bücher die ich lese

Solcher Art müssen Bücher sein

Es gibt Bücher, die berühren mich bis in die tiefste Tiefe meiner Seele. Solch eines habe ich gerade gelesen. Besonders eine Stelle hat mich zum Nachdenken gebracht und ich denke immer noch darüber nach. Was macht manche Bücher aus, dass sie mich so sehr berühren, dass ich alles um mich vergessen kann.

Sibylle Knauss hat in dem Buch über solche Bücher geschrieben und nicht nur das. Sie hat eben solch ein Buch geschrieben. Ich hatte es mir für meinen Inselurlaub ausgesucht, ohne zu wissen, welch ein aussergewöhnlicher Inhalt mich da erwartet – von der ersten bis zur letzten Seite unsagbar fesselnd und vereinnehmbar. So ein Buch hatte ich bisher noch nicht gelesen.

Es handelt von einer älteren Frau, die bemerkt, wie sie langsam ihr Gedächtnis verliert. Darum nimmt sie sich vor, alles was noch vorhanden ist, auf der Festplatte ihres Laptops zu speichern. Dabei fragt sie sich: „Was vertraue ich ihm an?“

Hier dieser wunderschöne und gedankenanregende Textauszug:

„Wie unwesentlich das Gedächtnis ist, erkenne ich daran, dass man es problemlos auslagern kann. Man kann seine Inhalte speichern auf einer Festplatte. Und das ist es, was ich mir vornehme. Sicher. Beständig. Jederzeit abrufbar.    [….]

Die Frage ist nur: Was vertraue ich ihm an?

Ein beliebtes Gesellschaftsspiel: Wenn Sie drei Bücher auf eine einsame Insel mitnehmen dürften, welche drei Bücher wären das? Schwierige Frage. Sie müssten so unterhaltsam sein, dass sie mich davon abbringen, auf das Meer hinauszuschauen und den Horizont nach einem Schiff abzusuchen, das niemals kommt. Sie müssten so höllisch spannend sein, dass mir die Stunden meines vergeblichen Wartens am öden, menschenleeren Strand wie im Flug vergehen. Sie müssten mir den Rest der Welt, den ich niemals mehr zu sehen bekäme, vor Augen führen und mich gleichzeitig in mein eigenes Inneres geleiten. Ja, sie müssten von mir handeln wie auch von allem, was ich nicht bin.

Sie müssten mich daran erinnern, dass es etwas gibt, was ich lieben kann, und das Versprechen enthalten, dass meine Liebe auch von diesem schrecklichen öden Ort ausgehen und ihren Gegenstand finden kann. Dass es nicht wichtig ist, wo, sondern wen man liebt.

Und wenn ich von meiner Lektüre aufblickte, würde ich Schiffe am Horizont sehen und nicht mehr danach fragen, ob es sie wirklich gibt. Solcher Art müssten die Bücher sein, die ich mitnehme.
Ein Liebesroman muss darunter sein. Er muss mich überwältigen. Er muss an Überwältigungsmacht alles übertreffen, was ich an Liebesromanen gelesen habe.  [.…] “

Oh ja, solcher Art sollten Bücher sein. Ich werde es mitnehmen und auf der Insel werde ich es noch einmal lesen.