Das Buch
„Die Mondspielerin“ von Nina George – ich habe es zu Ende gelesen und viele Gedanken durchfluten mich. Dieses Buch hat mich nicht wie andere in fremde Länder und zu fremden Kulturen geführt, sondern zu mir selbst. Tief in mir begegnete ich wieder dem Land und den Schauplätzen, die mir vertraut sind. Und natürlich denke ich dabei wieder an die Zeit, in der auch ich in die Bretagne „geflüchtet“ bin – weg von allem. Das war 2011. Natürlich nicht, um mich umzubringen, wie die Hauptperson im Buch, sondern in dem Gedanken, dass es da noch mehr geben muss als das, was mir damals das Leben schwer machte.
Dort, in diesem schönen und bezaubernden Land habe auch ich meine zugeschüttete Seele wieder freigeschaufelt … wieder zu mir selbst gefunden. Das Buch enthält einiges, in dem ich mich wiedergefunden habe und die Autorin hat es sehr feinfühlig geschildert. Es schadet mir nicht, an diese Zeit wieder erinnert zu werden, ganz im Gegenteil. Ich bin heute dafür dankbar, dass ich damals ganz spontan diesen Entschluss gefasst hatte, in die Bretagne zu flüchten.
Ich habe Rezensionen zu diesem Buch gelesen und in einer stand, dies sei ein Buch für Frauen. Schade, denke ich, denn in diesem Buch könnten auch Männer so einiges finden, aus dem sie lernen könnten. Ich meine diese Machos, die sich als Männer bezeichnen. Solche, wie dieser überhebliche und egoistische Lothar. Von Frauen und der Liebe keine Ahnung, nur den „treusorgenden“ Ehemann seines Frauchens nach aussenhin vorspielen …. heile Welt!
Der Inhalt dieses Buches ist sehr berührend und keineswegs wirklichkeitsfremd. Viel Wahres leitet die Gedanken wieder in eine Richtung, die man leicht übesieht und stattdessen Irrwege einschlägt, die letztendlich alles andere, als der richtige Weg für einen selbst sind.
Dieses Buch ist für mich ein ganz besonderes und ich werde sicher wieder reinschauen.
Mein Lese-Erlebnis bei „Die Mondspielerin“ (Nina George)
Dies ist nun keine Rezension im üblichen Sinne, sondern ich schreibe über MEINE Empfindungen beim Lesen dieses wunderschönen und berührenden Romans.
Hier handelt es sich um ein Buch, in dem u.a. im Anhang die Bretagne von A bis Z erläutert wird. Doch das brauche ich nicht.
Ich tauche ein in eine Gefühls- und Gedankenwelt, die mir sehr vertraut ist – fast wie ein nach Hause kommen. In ein Land, das ich selbst kennengelernt habe und ich gehe auf in den Erinnerungen an einen ganz besonderen Menschenschlag – die Bretonen und ihre geheimnisvolle Kultur.
Es ist für mich ein Buch, in dem ich mich wiederfinde, an der bretonischen Küste, inmitten von riesigen blühenden Hortensienbüschen, Lavendel, Thymian und Rosen. An der schroffen Steilküste, auf dem Zöllnerpfad und inmitten der riesigen, fantasievoll geformten, rosa Granitsteinen.
Beim Lesen dieses Buchen wirkt all der Zauber auf mich ein, den ich dort erlebt habe. Ich atme wieder die Düfte von Wald, Kräutern, Blüten, Tang und Meer. Beim Lesen dieses Buches lebe ich mich wieder ein und lebe dabei auf.
Insofern hat dieses Buch für mich also einen ganz besonderen Wert. Wie wundervoll, es zu lesen und alles mitzu(er-)leben. Es rührt mich zu Tränen, es lässt mich Lachen und es überzieht mich an manchen Stellen der Handlung mit Gänsehaut.
Ich kann es jedem nur von Herzen empfehlen, der schöne Romane und noch dazu die Bretagne liebt.
Hier ein Teil eines „pikanten“ Gespräches, das mich zugleich nachdenklich werden und auch sehr schmunzeln lies:
„Geht das schon wieder los“, klagte Marieclaude.
„Wir sind alt. Wir dürfen das“, sagte Colette trocken.„Ich bin nicht alt“, korrigierte die Friseurin spitz und richtete ihre Löckchen. „Ich habe nur etwas länger gelebt als andere.“
„Wisst ihr, was das Tragische an der höheren Lebenserwartung ist?“, fragte Paul auf einmal ernst. Alle sahen ihn erwartungsvoll an.
„Dass man länger Zeit hat, unglücklich zu werden.“
Oder diese Stelle – ein Gespräch zwischen Hotelbesitzerin und der hübschen jungen Kellnerin, in die der junge Koch (ein ganz besonders sympathischer Bursche) verliebt ist, ohne dass diese es wahrnimmt. :
„Laurine! Hör auf zu träumen! Die Spezialitäten des Tages: Thunfisch nach Art der Concarneau-Fischer, cotriade, huitres de Belon, moules mariniéres, noix de SaintJaques Ar Mor au naturel oder gratiniert oder mit einer Cognacsauce. Kurz, unser testosterongestörter Koch hat wieder zu seiner alten Form gefunden. Schreib das auf, sonst vergisst du es wieder, Kindchen.“ […] Laurine malte sich die Worte gehorsam auf ihren linierten Kellnerblock.
„Was ist Tes … Treso… Tostrongestört?“, fragte sie dann.
„Salzsucht“, antwortete Madame Geneviève kurz angebunden und richtete ihren Schiessschartenblick auf Jeanremy.
„Es wäre gut, du würdest die Dame endgültig aus deinem Gedächtnis verbannen!“
„Was denn für eine Dame?“, fragte Jeanremy vorsichtig.
„Wegen der du das Salz brikettweise in den Sud geschüttet hast!“
„Jeanremy nimmt zuviel Salz wegen einer Dame?“,fagte Laurine.
„Er ist verliebt. Verliebte Köche nehmen zu viel Salz.“
„Und unglückliche?“
„Zu viel Cognac.“
„In wen ist Jeanremy denn verliebt?“, fragte Laurine.
(Textauszug aus „Die Mondspielerin“ / Nina George)
Also ich finde, jeder einzelne Satz in diesem Buch ist ein Genuss … wenn man es von vorne liest und der Handlung folgt
Und wenn man wie ich die Bretagne liebt, dann schwingen beim Lesen auch deren leise Töne mit den Gedanken und Gefühlen …
Die Magie Merlins … und die Schauplätze im Buch
„Yann und sie fuhren nach Osten, dem Zauberwald entgegen. Borcèliande.“
… lese ich und schliesse die Augen – ich muss es sehen!
Dieses Buch ist wundervoll! Ich liebe Bücher in denen historische Geschichten und Legenden erwähnt werden. Es sind Momente zum Träumen.
„Eine Legende besagt, auf dem Grund des Seerosenteichs wohne Viviane, die Dame vom See, in einer Kristallzitadelle. Nie zuvor hatte sie von ihr gehört, doch als Yann darüber sprach, schien es, als hätte sie es nur vergessen. „Wer ist sie?“, fragte sie leise.
„Sie ist es, die dem Zauberer Merlin alle Zauberkraft nahm und ihm dafür ihre ewige Liebe schenkte. Sie zog ihn hinab in ihre Tiefen, um ihm das bis heute andauernde Festmahl der Unendlichkeit zu schenken.“
Diese Stelle im Buch ist voller Zauber, so märchenhaft und doch so wirklichkeitsnah beschrieben, dass ich das Gefühl habe, neben ihnen her zu laufen. Ich höre Yann zu, wie er leise diese Legende erzählt, während sie Hand in Hand durch den stillen Zauberwald wandern. Ein Wald, wie vor Urzeiten:
„Dicht, verwunschen, dämmrig. Heide, Moor und tiefes Grün. Wege, die kein Förster je begradigte. Das säuseln des Windes in mächtigen Eichen. Die Sonne warf hellgrüne Schatten auf den weichen Grund. Ihr war, als ob sich mit jedem Schritt Zeit und Raum auflösten. Schliesslich erreichten sie einen mit Weissdorn umwucherten Kreis aufrecht stehenden Felssteinen.
„Das Grab Merlins“, raunte Yann. „Hierhin hat ihn seine Geliebte verbannt.“
Fesseln, die er volle Freude empfangen haben musste, ging es Marianne durch den Kopf, ein erstaunlicher Mann, der Macht gegen die Liebe einer Frau eintauschte.“ …
Was für ein schöner Gedanke. Ich schaue mir in einem Video diesen Zauberwald an und träume ein bisschen.