Greve in Chianti
Mitten im Herzen des Chianti-Gebietes liegt Greve malerisch im Tal der umliegenden Hügel. Es ist nach dem gleichnamigen Fluss benannt und aufgrund seiner günstigen Lage ein großer Marktplatz für den Handel. Greve liegt am Kreuzpunkt zweier wichtiger Straßen, der Strasse von Florenz nach Siena und der zwischen dem Val d´Arno und dem Val d´Elsa.
Greve ist die Hauptstadt des Chianti-Classico-Gebietes und flächenmäßig ein sehr großer Ort. Eine beeindruckende Besonderheit dieser Stadt ist ihre Zugehörigkeit zu den Slow-Cities in Italien. Hier gibt es weder Alltagsstress noch sinnlose Hektik zu spüren, auch kein Verkehrschaos und Abgase in den Straßen. Greve steht für angemessene Geschwindigkeiten und Veränderungen („Entschleunigung“) ein, die nicht nur der Stadt, sondern auch den Menschen und der Natur zuträglich sind.
Und das fühlt man, sobald man diesen Ort betritt. Der Marktplatz, die Piazza Matteotti ist dreieckig und von wunderschönen Arkaden mit weiten Terrassen umgeben. Man findet hier sehr schöne Cafes, Restaurants und Geschäfte, die verschiedene Weine, Olivenöle und Handwerkserzeugnisse aus Werkstätten anbieten, die noch in traditioneller Weise arbeiten.
Samstags ist hier immer Markt und das war für uns ein wirklich schönes Erlebnis. Bildschöne Gemüsestände mit sehr liebevoll „aufgetürmtem“ Gemüse. Edle Trüffel, schwarze und die begehrten weißen – in einer Menge, wie ich sie noch nie gesehen habe. Künstlerisch ausgestattete Stände mit duftenden handgefertigten Erzeugnissen wie wunderschön geformte Olivenölseifen, Badezusätze, Cremes etc., handgefertigter Schmuck und noch vielen schönen Sachen, die das (vor allem Frauen-) Herz begehrt.
Ein lebendiger Markt für die Sinne, mit „echter ital. Musikband“, Spielveranstaltungen für abenteuerlustige Kinder, Verkostungsmöglichkeiten für viele Produkte der Region, wie Honig, Schinken, Käse, Pilze und immer wieder Wein, Wein, Wein…..
Stundenlang hätte man da flanieren und anschauen können, aber es gab ja noch anderes zu erledigen: essen! Unser erstes Essen in der Toskana. Wir suchten uns ein gemütliches Restaurant in den Arkaden aus. Eines wo man draußen sitzen und den Markt beobachten konnte. Und dann bestellten wir Crespelle con Funghi – meine ersten Steinpilze in der Toskana. Einfach lecker!
Und Wein gab es selbstverständlich auch dazu. Wundervollen, tiefroten Chianti-Classico aus dem Greve-Land. Ja, so konnte man es aushalten, gerne jeden Tag mehrmals! Das ist Genuss für alle Sinne.
Was wir an diesem Tag aber noch unbedingt sehen wollten (darüber hatten man uns auch mit Begeisterung berichtet), war das „Weinmuseum“, die Encoteca Le Cantine. Sie befindet sich am Ortseingang an der Piazza delle Cantine 2 – das müssen sie sehen: www.lecantine.it
Ein einmaliger Ort voller Charme. In dieser ganz besonderen Atmosphäre man kann sich kaum satt sehen an all den interessanten Sachen, die mit Weinbau und Kelterei zusammenhängen. Da sind über 140 Weine und an die 20 verschiedene Olivenöle zum Probieren. Man „zapft“ dort selbst! Es gibt mehrere schöne „Zapfsäulen“ mit verschieden Weinen. Darunter Preisklassen, die zum Kauf zwar außer Frage stehen, aber die Möglichkeit zum Probieren bieten (sollte man unbedingt auch tun, wann hat man sonst die Möglichkeit?). Die Weinprobe „bewältigt“ man problemlos mit vorher gekaufter Chipcarte und dem dazugereichten Weinglas (meine Feststellung: es gibt dort schon wundervolle Weine – aber die Teuersten sind nicht unbedingt für jeden Gaumen auch die schmackhaftesten!).
Die Verkostung hat bei diesem großen Weinangebot ganz schön lange gedauert, wie sie sich sicher vorstellen können. Dazu kam noch, dass dieser Auftrag von mir alleine abgeleistet werden musste – einer brauchte für die Heimfahrt im Auto ja noch einen klaren Kopf bzw. alkoholfreies Blut in den Adern. Aber diesen Dienst übernahm ich natürlich sofort, vollkommen selbstlos und sogar ohne jegliches murren. Einfach war es nicht, das können Sie mir glauben! Zum Glück gab es dort massig Brotwürfelchen und Olivenöl (zum Probieren), das verhinderte offenbar das Schlimmste.
Die Weine, die ich äußerst sorgfältig und konzentriert verkostet habe, konnte ich offensichtlich auch „sachkundig“ beschreiben. Nach ausführlicher Schilderung von Geschmack, Farbe und Herkunft (dem Preis natürlich auch) wählte mein Mann letztendlich den Wein aus, den wir kauften und mit nach Hause nahmen. Einen Chianti-Classico Le Cantina di Greve 2002 und gleich passend die Original Le Cantine-Weingläsern dazu. Da stimmte Qualität und Preis.
Dieser Wein hat, wieder zuhause angekommen, unbestritten genau so geschmeckt, wie ich ihn bei der Verkostung beschrieben hatte – nun, jedenfalls habe ich nichts Gegenteiliges gehört. Von der Kiste Wein ist auch kein Tröpfchen mehr übrig geblieben. Höchste Zeit, mal wieder zur Weinprobe nach Greve zu fahren! Das Olivenöl, das wir auch da erstanden haben, neigt sich auch langsam dem Ende. Die erste Septemberwoche wäre sicher der beste Reisetermin. Dann, noch während der Weinernte, findet das große „Weinfest“ in Greve statt – bestimmt ein unvergessliches Erlebnis!
Nachdem diese ausgiebige Weinprobe meine ohnehin schon gute Laune noch bedeutend angehoben hatte, war ich wild entschlossen, außerdem noch die Zutaten für ein königliches Mahl zu dem herrlichen Chiantiwein zu besorgen. Gleich um die Ecke haben wir einen kleinen, aber hervorragend sortierten Obst- und Gemüseladen entdeckt. Da gab es alles, was ich auf meinem Einkaufszettel notiert hatte. Frische Steinpilze und gleich noch getrocknete für den Vorrat zuhause. Auch Tomaten gab es frisch und getrocknet. Und natürlich Trüffel! Da die Preise überdies vollkommen in Ordnung waren, hatte mein Mann am Ende dann auch einige Pfündchen zum Parkplatz zu schleppen – zum Glück war der aber nicht weit.
In dem malerischen und angenehmen Städtchen Greve waren wir mehrmals. Sowohl die schöne Fahrstrecke dorthin als auch Greve selbst sind wirklich ganz reizvoll und erlebenswert. Dort fahren wir ganz sicher wieder hin – wir haben noch längst nicht alles gesehen.