Heute am Morgen – 07:30 Uhr
Noch 15 Minuten hatte ich Zeit bis zum Dienstbeginn. Ich goss mir schnell eine Tasse Kaffee ein und nahm mein Kindle zur Hand – das habe ich immer bei mir und richtig, ich habe gerade mit einem neuen Buch begonnen (also für mich ist es noch neu).
Was ich da gerade las, berührte mich unglaublich:
„Wir hängen hier, neugierige Lebensformen auf Kohlenstoffbasis,
und wissen dabei, dass jedes jetzt in unseren Körpern befindliche Kohlenstoffatom
einmal im Innern eines Sterns war.“
(James Hamilton-Paterson)
Wow, dachte ich und richtete mich im Stuhl auf. Mein Blick suchte den Himmel und was ich da wiederum sah, entlockte mir nochmals ein „Wow“. Ein flammender Sonnenaufgang … traumhaft schön!
Ich lese gerade das Buch „Alles fühlt“ von Andreas Weber
( http://www.amazon.de/Alles-f%C3%BChlt-Mensch-Revolution-Lebenswissenschaften/dp/3827006708 )
„2007 erschien „Alles fühlt. Mensch, Natur und die Revolution der Lebenswissenschaften“, ein über weite Strecken poetisch-erzählendes Sachbuch.“
Es ist wirklich sehr schön erklärend, in einer Sprache, die ich verstehe …. poetisch-erzählend
In einem Kommentar las ich:
„Ein wahrhaft poetisches Buch, welches uns Natur und Mitwesen fühlend nahe bringt und zu einer Haltung des liebenden Wiedererkennens führt und zeigt: alles Leben ist fühlendes Subjekt und strebt zweckfrei nach Erweiterung und Kreativität. Die „schöpferische Ökologie“, die der Autor entwirft verabschiedet sich denn auch vom primitiven Darwinismus und seiner „Überlebenskonkurrenz“ und belegt, dass im Gegenteil Vielfalt, Symbiose, Gemeinschaft und auch Liebe das Leben bestimmen. Wir sind mit allen anderen Wesen zutiefst verbunden und dürfen sie nicht zerstören, weil sie Spiegel unseres eigenen Seins sind.“
Und nun sitze ich hier, ich neugierige Lebensform auf Kohlenstoffbasis, und …. will noch mehr darüber wissen, was Andreas Weber entdeckt hat.
Andreas Weber:
Interesse ist das Empfinden, dass …
„Interesse ist das Empfinden, mit dem der Rosenkäfer ahnt,
dass das Roseninnere für ihn ein guter Ort ist und die Teerstrasse ein schlechter.“
Interesse … das ist eine Empfindung mit der ich ahne, wo ein guter Ort für mich ist. Ich habe das Gefühl: ES STIMMT !
Weiter schreibt Andreas Weber:
„Was mich damals so fesselte, intuitiv und mit unüberwindlicher Macht, war der Umstand, dass ich dieses Interesse sehen konnte. Es drang nach aussen in jeder Regung, in jeder Geste ….“ […]
Und weiter sah er, dass sich in der Oberfläche das Innenleben zeigte. Dass dieses nicht verborgen liegt, wie der Philosoph Heraklit einst glaubte. Es liegt offen zutage.
Daraus ergibt sich für ihn das Zweite Gesetz der Sehnsucht. Es ersetzt das Dogma, dass alle Merkmale von Lebewesen nur den Sinn hätten, die Fortpflanzungschancen zu erhöhen.
Das Zweite Gesetz der Sehnsucht lautet:
„Die Macht des Verlangens ist niemals unsichtbar, sondern im lebenden Leib stets gegenwärtig. Der Lebenswunsch entspringt aus Durst und Hunger und Lust und strahlt nach aussen in den Regungen des Körpers. Lebewesen sind darum keine Maschinen. Sie sind Werkzeuge der Sehnsucht. Sie sind Verlangen, das sich einen Körper gesucht hat und diesen regiert.
An jenem Nachmittag am Teich erlebte ich das Gegenteil dessen, was die Naturwissenschaft seit der Renaissance geglaubt hat: Dass das Rätsel des Lebens nur auf der „Streckbank des Experiments“ aus ihm herausgepresst werden kann. Nein. Das Geheimnis ist in der Sichtbarkeit versteckt. Die Tiefe des Lebendigen zeigt sich an der Oberfläche: das Blätterleuchten im Herbst, die Schwerelosigkeit der Qualle – das Schweben des Lebens selbst -, die Duft und Blütenmeere.
Das Leben zeigt stets seine Gesetze, die Bedingungen, unter denen es gelingen oder scheitern kann. Es ist überall offenbar.“
Andreas Weber spricht von LEBEWESEN – und er meint alle Lebewesen! Also auch mich, diese neugierige Lebensform auf Kohlenstoffbasis. Er spricht über Empfindungen, über tiefe, tiefe Empfindungen.
Indem er anderen Lebewesen begegnete, die Gestalt angenommen hatten, konnte er in diesen Gestalten seine eigenen Gefühle wiederfinden. Das ist eine sehr schöne Feststellung und Erfahrung, denke ich.
Das Buch „Alles fühlt“ ist faszinierend. Mein nun vorhandenes Interesse, diese Empfindung, hat meine Ahnung geweckt, dass es gut für mich ist, ihm zuzuhören. Und damit ist auch die Sehnsucht und das Verlangen da, noch mehr darüber zu erfahren, noch mehr (mit-)zu fühlen … wenn er über das DRITTE GESETZ DER SEHNSUCHT erzählt …