Die Wolfsfrau/Clarissa Pinkola Estès

Steppenwolf und Wolfsfrau …

Heute las ich wieder ein wenig in „Die Wolfsfrau“  von Clarissa Pinkola Estès.

„Nun ja, was für den Mann Hesses  „Der Steppenwolf“ ist für die Frau wohl Clarissa Pinkola Estès  „Die Wolfsfrau“, meinte meine Kollegin süffisant lächelnd.

Also ich lese beide und bin davon überzeugt, dass Mann wie auch Frau in beiden Büchern etwas für sich entdecken kann. Über „Die Wolfsfrau“ werde ich noch gesondert schreiben, denn es ist ein Buch, das beim Erscheinen als „Das stärkste Buch über Frauen“ von der Zeitung angepriesen wurde.

In einem Artikel zum Buch wurde damals die Frage erörtert:                                                 „Und was haben freilebende Wölfe und ungekünstelte Frauen gemeinsam? “

Die Antwort lautete:                                                                                                                             „Die Akkuratheit ihres instinktiven Feingefühls, eine Vorliebe für alles spielerische, sie schnüffeln gerne neugierig herum, sind wißbegierig, spitzfindig, zäh, ausdauernd und seelenvoll, sind standhaft, anpassungsfähig…
Und beide Gattungen wurden und werden verleumdet, unterjocht bis zur Ausrottung.“

Dies war ein Grund für mich, dieses Buch zu kaufen. Ich war neugierig geworden.

Wölfe sind unbestritten sehr interessante Tiere und beschäftigen Menschen aus den verschiedensten Bereichen ….  so traf ich auch auf George Pennington, einem britisch-deutschen Psychologen und seine bemerkenswerte Aussage zum Thema Wölfe.

Er hat recht, das muss besonders schön sein wenn …

 

George Pennington

Wölfe
homo homini lupus

Ich kenne zwei Arten von Wölfen:
die Rudeltiere
und die einsamen Wölfe.

°

Die Einsamen sind entweder Verstoßene,
oder Verlorene.

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In die Einsamkeit verstoßen wird ein Wolf,
wenn es eine Schuld abzutragen gilt
– nicht unbedingt seine eigene.

°

Verloren geht ein Wolf
durch Unachtsamkeit
– nicht unbedingt durch seine eigene.

°

Wenn zwei einsame Wölfe einander begegnen,
werden sie versuchen,
einander zu besiegen,
oder einander zu trösten,
oder sie weichen einander aus.

°

Daran kann man erkennen,
ob es sich um zwei Verstoßene handelt,
um zwei Verlorene,
oder um einen von jeder Sorte.

°

Denn Verstoßene und Verlorene
weichen einander aus:
neben ihrer Einsamkeit ist wenig, das sie verbindet.

°

Die Verlorenen
haben nur dann eine Chance
sich und die Ihren wiederzufinden
wenn es ihnen gelingt, ihr Selbstmitleid zu überwinden.

°

Die Verstoßenen
haben nur dann eine Chance
sich und die Ihren wiederzufinden,
wenn sie den Schmerz des Verstoßen-Seins
ohne Groll auf sich nehmen.

°

Verlorene,
die so tun,
als hätten sie ihr Selbstmitleid überwunden,
werden dafür auch noch verstoßen:
sie sind die eigentlichen Verstoßenen.

°

Verstoßene,
die ihren Groll nicht überwinden,
sondern unterdrücken,
gehen sich dadurch selber verloren:
sie sind die eigentlichen Verlorenen.

°

Alle diese Wölfe sind gefährlich:
die Verstoßenen wegen ihres Grolls,
die Verlorenen weil sie lügen,
und die Rudeltiere
weil sie sich hinter den anderen verstecken.

°

Aber ich stelle mir ein Rudel Wölfe vor,
ein Rudel von Ausgestoßenen und Verlorenen,
die zueinander gefunden und gelernt haben,
miteinander zu leben.

°

Das muß besonders schön sein:
denn wer die Einsamkeit überwunden hat,
wird mit der Gemeinsamkeit
sorgsamer umgehen.