Merida, eine alte Universitätsstadt, liegt im Westen Venezuelas auf einer Höhe von 1630 m. Seine Tallage auf einer angeschwemmten Terrasse, zwischen den Flüssen Rio Albarregas und Rio Chama, ist wirklich bezaubernd. Der Bundesstaat heisst ebenfalls Merida.
Vor meiner Abreise hatte ich viel darüber gelesen, war sozusagen auf Humboldts Reise. Er wird dort als Entdecker heute noch sehr verehrt. Ich las also sehr viel über das frühere Merida und das Merida heute (das war im April 2002 !). Dabei war das Heute doch zunächst etwas erschreckend für mich. Die Botschaft hatte mich gerade vor einer Einreise gewarnt, insbesondere vor Caracas, in deren Strassen sich gerade ein Putsch, d.h. Stassenkämpfen mit vielen Toten ereignete. Mehr darüber, für denjenigen, den das interessiert, ist hier, in einer Arte-Dokumentation zu sehen:
https://youtu.be/VJXc_ZIwzbE
Wir flogen trotzdem, am Mittwoch, dem 17.04.2002, ab Frankfurt über Paris nach Caracas. Cirka 13 Stunden Flug mit „Zwangszwischenstopp“ in der Dominikanischen Republik – aufgrund der politischen Lage in Caracas. Aber es ging bald weiter.
In Caracas, auf dem Aeropuerto Internacional de Maiquetía “Simón Bolívar” angekommen, war dieser wie leergefegt. Ein paar wenige Leute, einige patrouillierende Militärs und keine einzige Sitzgelegenheiten!!! Na dann, „Herzlich Willkommen in Venezuela“, im Land mit der höchsten Inflation und mit einer sozialistischen Regierung, welche die eigene Bevölkerung kaum noch ernähren kann.
Unser Weiterflug nach Merida war nicht möglich – erst am nächsten Morgen, sagte man uns! Wir beschlossen, Caracas Strassen zu meiden. Und die Botschaft hatte auch vor den Taxifahrern gewarnt. Also verbrachten wir die Nacht in der Halle auf der Ebene 2 mit „Balkonaussicht“ auf den fast leeren Flughallenraum. Ein einziges Kiosk war geöffnet, wo wir uns mit Espresso und Enchiladas (die ersten in meinem Leben – köstlich!) versorgten.
So sassen wir also für Stunden auf unseren hochkant abgestellten Koffern, versuchten nicht einzunicken und abzukippen. Aber auch das meisterten wir mit Bravur.
Am Morgen dann endlich der Weiterflug nach Merida. Mit Santa Barbara Airlines S3 521. Die Stadt Merida hat einen kleinen eigenen Flughafen. Ich hatte auch darüber gelesen: Der Alberto Carnevalli Flughafen liegt ca. 3 km südwestlich von der Innenstadt Merida. Aufgrund seiner kurzen Landebahn (ca. 1630 Meter … ufffzzzz!) gilt er als NICHT ungefährlich. O.k., ich war schon immer ein risikofreudiger Mensch. 🙂
Ich habe ein Video auf Youtube gefunden, das den Landeanflug zeigt – eindrucksvoll, nicht wahr?
https://youtu.be/_6qdeqlaY68
Und da ich manchmal Wiederholungstäterin bin 😉 , habe ich das Ganze zweimal erlebt, denn ein halbes Jahr später flog ich nochmals dorthin.
Da waren wir also und wurden endlich richtig freundlich begrüsst – vom Besitzer unserer Unterkunft, der uns am Flughafen abholte: Markus vom Alemana-Suiza!
http://www.casa-alemana.com/index.php?id=31
Hier ein paar Fotos von unserer Unterkunft – ein Stockwerk höher, bitte (zum Vergrössern bitte anklicken) :
… und der Speise- und Aufenthaltsraum:
Dort blieben wir zunächst eine Nacht und wurden dann von einem entfernten Verwandten abgeholt, der uns für ein paar Tage zu sich einlud. Auch dort waren wir in der Familie willkommen und schön untergebracht:
Von da aus erkundeten wir die schöne Umgebung und erlebten dabei abwechslungsreiche Landstriche – fruchtbare Vegetation und trockene Gelände. In der Umgebung sahen wir die Nationalparks Sierra Nevada und La Culata sowie eine Vielzahl von Bergseen wie die Laguna Mucubají. Wir fuhren dabei auf der Transandina.
Im Auto lief Musik – mexikanische! Sie passte hervorragend zu unserer Stimmung und ich lernte dabei Pepe Aguilar u.a. kennen 🙂
Auf Youtube habe ich ein Video gefunden (damals hatte ich keine Gelegenheit, selbst zu filmen), welches solch eine Fahrt anschaulich macht:
Wir besuchten das Andendorf Jaji und schauten uns das Castillo San Ignacio in Mucuchies an:
… auch hierzu ein anschauliches (Fremd-) Video:
An einem sehr warmen Tag besuchten wir ein wunderschönes Erlebnisbad bei Estanques – das Vegasol, eingebettet in eine hinreissend schöne Flora und Fauna:
… zur Veranschaulichung habe ich auch dazu ein (Fremd-) Video ausgewählt:
Viel Zeit verbrachten wir auch in der Stadt oder bei deutschen Freunden (in Merida leben sehr viele aus Deutschland Ausgewanderte, wie zum Beispiel Handwerker, Bäcker und Metzger):
Die Zeit verging dort wie im Flug und wir hatten noch längst nicht alles gesehen. Also flogen wir im Dezember nochmals dorthin, um Weihnachten/Neujahr in Venezuela zu erleben.
Ganz besonders interessierte mich die berühmte, längste und höchste Seilbahn der Welt – nahe der Stadt befindet sich der höchste Berg Venezuelas, der 4.981 Meter hohe Pico Bolívar. Und dann der Pico Espejo, den wir mit der längsten und höchsten Seilbahn der Welt – der Teleférico – erklammen.
Auf der Station war es weihnachtlich und tropisch zugleich – ein seltsames Gefühlsgemisch beschlich mich und daran musste ich mich erstmal gewöhnen:
Dann sah ich, wie die Seilbahnkabinen früher aussahen:
Wir nahmen diese:
Es ging bis auf 4.765 Meter über dem Meeresspiegel. Die Seilbahn überwindet vier Sektionen 12,5 Kilometern und einen Höhenunterschied von 3.188 Metern. Von der Talstation Barinitas (1.577 m) geht es über die Zwischenstationen La Montaña (2.422 m), La Aguada (3.452 m) und Loma Redonda (4.045 m) bis zur Bergstation Pico Espejo (4,765 m). Wir erlebten atemberaubende Blicke auf die Stadt Mérida und auf die umliegenden Täler und Berge. Ab der Station Loma Redonda wurde es ziemlich kühl – wir waren über 4.000 Metern. Ich hatte gelesen, dass man ordentlich fit sein sollte, um bis zum Gipfel vorzudringen – … hmmm … ja das war ich eigentlich. Der letzte Teil der Strecke ist gigantisch, tief beeindruckend, wenn man unter sich die Lagunen La Negra und La Colorada sieht und während man bereits die Spitze des Pico Espejo sieht.
Hier einige Eindrücke:
Wenn man oben ankommt, sollte man unbedingt darauf achten, sich zunächst langsam zu bewegen, damit sich der Körper mit der Höhe arrangieren kann. Doch da gab es keine Probleme, mit dem Atmen und so. Nur das Anzünden einer Zigarette gestaltete sich als sehr schwierig. Da oben pfiff uns ein kalter, stürmischer Wind um die Ohren. Doch in einer ruhigeren Ecke mit vorgehaltener Jacke klappte auch das:
Ganz oben, am Aussichtspunkt befindet sich die Statur Virgen de las Nieves (dt. Jungfrau des Schnees) und der Ausblick ist überwältigend. Ich blickte auf von hier auf den Pico Bolívar, den Pico Humboldt und den Bomplant.
Dieses Erlebnis war einfach unbeschreiblich schön und glücklich ging es dann wieder zur Talstation.
Abschliessend auch hier ein kleines Anschauungsvideo – die Kabinen schauen nach einer Reparatur schon wieder anders aus (im August 2008 wurde die Anlage von Experten aus Europa inspiziert. Daraus ergab sich, dass die Seilbahn nach 50 Jahren das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht hatte. An die venezolanische Regierung erging die Empfehlung, den Betrieb sofort einzustellen und die Anlage aufgrund gravierender Verschleißerscheinungen durch einen Neubau zu ersetzen. Die Seilbahn wurde daraufhin stillgelegt und im Oktober 2016 wieder neu eröffnet – gut schau sie aus!):
Auf dem Rückweg suchten wir noch das grosse Mercado Principal (dies ist ein grosser Supermarkt) auf, denn Bergluft macht bekanntlich hungrig – natürlich hatten wir unseren Hunger überschätzt und hatten mit den Vorräten ganz schön zu schaffen ;-):
Mhmmm … gefülltes Weihnachtsbrot … lecker! 🙂
Nun aber konnten wir uns auf Weihnachten vorbereiten! Im Haus Alemana-Suiza war Markus fleissig mit Vorbereitungen beschäftigt und plante das Weihnachtsessen unter Einbeziehung seiner Gäste 🙂
Hier einige Eindrücke:
Das Weihnachtsessen in lieber Gesellschaft war köstlich und es ging sehr lustig zu, wie das in Venezuela so der Brauch ist 😉 :
Und diese schöne Zeit endete schliesslich mit einem nächtlichen Feuerwerk:
Alles hat ein Ende, auch diese zwei Reiseberichte. Wie an alle meine Reisen, habe ich auch an diese sehr schöne Erinnerungen. Und mit einem wundervollen Zitat möchte ich enden – nein, diesmal keines von Hermann Hesse, sondern: