Gleich nach der Regenbogenbrücke blickte er auf eine Wiese, die sich unvorstellbar weit ausdehnte. Farbenfroh wiegten sich Blüten sanft im Wind ….
„In der Tiefe eurer Hoffnungen und Wünsche liegt euer stilles Wissen um das Jenseits; Und wie Samen, der unter dem Schnee träumt, träumt euer Herz vom Frühling. Traut den Träumen, denn in ihnen ist das Tor zur Ewigkeit verborgen.“
Warum weinte der Himmel nicht an diesem Dienstag, dem 09.10 2018. Der Regen hätte vom Himmel stürzen müssen, in Strömen, so wie meine Tränen vor Schmerz aus meinen Augen gestürzt sind, als ich mit Max vor der Regenbrücke stand und er sich nochmals umblickte, bevor er hinüber ging und mich zurück ließ. Mir blieb nur noch, ihm eine gute Reise zu wünschen.
Gleich nach der Regenbogenbrücke blickte er auf eine Wiese, die sich unvorstellbar weit ausdehnte. Farbenfroh wiegten sich Blüten sanft im Wind und erstrahlten in einem märchenhaften Licht, wie er es noch nie erlebt hatte. Dieses Licht empfing nun auch ihn, umschloss ihn zärtlich und wärmend. Eine anheimelnde Geborgenheit breitete sich in ihm aus. Ja, er war zuhause angekommen.
Neugierig blickte er sich um und setzte noch zögernd eine Pfote vor die andere. Das saftige, wohlriechende Gras streifte sein schwarzseidenes Fell, das im Regenbogenlicht glänzte. Als er an unzähligen hellblauen, kleinen Blüten vorbei kam, rieb er sein feuchtes Näschen daran und sog den Duft ein. Ahhh, „Vergiss mein nicht“, die kenne ich doch. Mein Frauchen liebt sie auch und hat sie im Garten gepflanzt. Weiß Gott, mein Frauchen werde ich ganz bestimmt nicht vergessen, dachte er kurz und wanderte weiter.
Ihm gefiel die Harmonie, die er hier im Regenbogenland ganz intensiv verspürte. Aus der Ferne drangen nun sanfte Klänge in seine aufgerichteten, kleine Ohren. Leise und schmeichelnd flossen sie in seine Seele ein. Himmlische Klänge – auch diese Töne kannte er. Als er aufmerksam in die Richtung blickte, aus welcher diese einfühlsamen Herzenstöne kamen, sah er ihn dann.
Der große schwarze Steinway – Flügel stand inmitten einer bunten Blütenfülle, wie er sie noch nie sah. Er hörte zu und war fasziniert vom Spiel des großen Meisters Chopin, dessen Finger den „Lauf der Liebe“ der Welt nahe brachten, ganz nach Art der alten Harmonie. Liebe ….
Diese wohlbekannten Herzensklänge wirkten ein wenig Sehnsucht erzeugend auf ihn ein. Er hatte ihnen, neben Frauchen auf der Couch liegend, oft zugehört und genoss dabei das liebevolle, zärtliche Streicheln ihrer sanften Hände. Oft hielt sie sein kleines Köpfchen und sagte:“Sind das nicht wunderschöne Klänge, kleiner Max? Hör gut zu!“
Mit einzigartig brillanter Musik erfüllt machte er sich weiter auf den Weg. Er spielte mit einem im Regenbogenlicht schillernden blauen Schmetterling, tanzte und drehte sich mit ihm im Kreis. Im Regenbogenland wird viel gespielt. Es scheint der beste Ort für Katzen zu sein, wie er eine ist. Sein Gang wurde nun sehr anmutig und leichtfüßig. Er fühlte beglückt die Freiheit, die ihm geschenkt wurde. Hier war also das Paradies. Bunt, warm und schön. Ohne Jagd, Gier und Kampf, alles verwirklichte sich hier kerngesund und harmonisch. Im Regenbogenland fand er unermessliches Glück und grenzenlose Liebe vor.
Und dann traf er auf alle, die schon vorangegangen waren. Sie begrüßten ihn freudig und baten ihn zu erzählen. Von seinem verlassenen Zuhause und über sein Leben. Gespannt hörten sie zu und freuten sich, dass er ein schönes Erdenleben hatte. Da war eine kleine Familie, die ihn liebte und verwöhnte. Er führte ein freies Leben in einem Haus, in dem ihm alle Räume offen standen. Und er besaß einen prächtigen Garten, in dem er sich gerne in der Sonne räkelte.
„Oh, so wie du das beschreibst, kenne ich dein ehemaliges Heim und dein Frauchen. Ich habe vor dir dort mit ihr gelebt. Es hat mir sehr gefallen, sie ein Stück auf dem Erden-Lebensweg zu begleiten. Wie geht es ihr?“ , rief ein bildschöner, liebenswerter schwarzer Kater begeistert aus.
„Ach, du bist das. Sie hat oft von dir erzählt, Sie sagte, ich könnte ohne weiteres dein Sohn sein. Ja, auch dich hat sie sehr geliebt. Als ich gegangen bin, habe ich mir große Sorgen um sie gemacht, denn sie ist nun unendlich traurig und weint andauernd. Wenn sie doch nur wüsste, wie schön es hier ist und wie gut es mir jetzt geht, wie glücklich ich hier bin ……. wie glücklich wir beide hier sind. “
Meine beiden Lieblinge –
Die Geliebten sind unsterblich. Denn die Liebe ist unsterblich.
„They that love beyond the world cannot be separated from it.
Death cannot kill what never dies.
Nor can spirits ever be divided, that love and live in the same divine principle, the root and record of their friendship.
If absence be not death, neither is theirs.
Death is but crossing the world, as friends do the seas;
They live in one another still.“
„Die über diese Welt hinaus lieben, können von ihr nicht getrennt werden. Der Tod kann nicht nehmen, was niemals stirbt. Auch kann er nicht Seelen trennen, die nach demselben göttlichen Grundsatz lieben und leben, der Ursprung und Geschichte ihrer Freundschaft ist. Wenn Abwesenheit kein Tod ist, ist es auch nicht der ihre. Tod ist nichts als das Überschreiten einer Welt, so wie ein Freund über ein Meer reist; Sie leben im Anderen fort.“
William Penn, More Fruits of Solitude
„Unable are the loved to die.
For love is immortality.“
Die Geliebten sind unsterblich. Denn die Liebe ist unsterblich.
Emily Dickinson
„Oh! I have slipped the surly bonds of earth and
danced the skies on laughter-silvered wings…“
„Ach, ich bin den rauen Banden der Erde entglitten und tanzte über den Himmeln auf mit Lachen versilberten Flügeln…“
John Gillespie Magee
„Grieve not, nor speak of me with tears,
but laugh and talk of me
as if I were beside you…
I loved you so –
‚twas Heaven here with you.“
„Trauere nicht, und sprich auch nicht unter Tränen von mir, sondern lache und rede von mir, als wäre ich neben dir…. Ich habe dich so geliebt – es war der Himmel hier mit dir.“
Isla Paschal Richardson
Ich werde ihn liebevoll im Arm halten, wenn er heute um 16 Uhr über die Regenbogenbrücke geht. Es wird mir schwer fallen, Stärke zu zeigen, damit er auf diesem Weg nicht durch meine Unruhe gestört wird. Er wird mich ein letztes Mal anschauen … es wird mir das Herz brechen. Ich soll stark sein – wie denn … ?