Liebe mit offenen Augen/Jorge Bucay

Klar weiss ich, wie Konflikte entstehen …

… so wie heute zum Beispiel ! In der Pause werde ich gefragt, was ich lese. Ich sage, dass es im Buch gerade um das Thema Konflikte geht. Und darum, wie negativ doch der Begriff „Konflikt“ immer bewertet wird. Dabei sind Konflikte in jeder Beziehung völlig normal. Sie tragen zur Klärung von Differenzen bei. Und ich sagte: „Auf jeden Konflikt folgt dann Wachstum! Und das ist positiv!“

Was dann aber wirklich folgte, war unglaublich – ein unglaubliches Grinsen strahlte mir entgegen und mich traf mal wieder  fast der Schlag bei den Worten, die mich trafen bzw. wohl erheitern sollten:

„Naja, dass du nicht gerade konfliktscheu bist, wissen wir alle. Aber mit dem Wachstum scheint das nicht so hinzuhauen … hähä, stell dich mal für  `nen Moment gerade hin, damit wir messen können!“

So, nun wisst ihr, wie ein Konflikt entsteht! Ich setzte mich auf meinen Bürostuhl und las, ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, weiter – aber das letzte Wort dazu ist noch nicht gesprochen, das könnt ihr mir glauben!

Übrigens, wie Konflikte verlaufen können (es ist doch immer wieder das Gleiche … tzzz ), steht in dem Buch, das ich gerade lese:
„Liebe mit offenen Augen“ – Roman von Jorge Bucay

Hier ein kleiner Textauszug:

„Danach beginnen die Schwierigkeiten. Aber ich bin fest entschlossen, sie zu überwinden. Jedes Mal, wenn wir uns in etwas verstricken, finden wir auch einen Ausweg. Vielleicht sollten wir unseren Lesern erklären, dass uns das Gleiche passiert wie anderen Paaren auch und dass es sehr schmerzlich ist, wenn man sich nicht versteht. Hat man die schwierige Situation aber durchgestanden, ist die Beziehung umso stabiler, und wir entwickeln uns beide weiter.

Ich pflege Probleme direkt aufzugreifen. Du schlüpfst gern in die sympathischere und attraktivere Rolle des Gelassenen, während ich auf den Konflikt zusteuere. Aber das ist okay, so ergänzen wir uns. Bei unseren gemeinsamen Auftritten sagst du dasselbe wie ich, häufig allerdings auf unterhaltsamere Weise, so dass die Leute es besser verstehen. Es kommt jedoch auch vor – und das sollten wir nicht unerwähnt lassen -, dass wir uns im Negativen verstärken. Bislang haben wir zum Glück noch immer Auswege aus solchen Krisen gefunden.

Meine neurotische Schwäche liegt darin, dass ich alles auf einmal will. So werde ich ungeduldig und sitze dir im Nacken. Du hingegen gehst dann auf Abstand, was meinen Zustand nur noch verschlimmert. Ich verlange immer mehr, und du distanzierst dich immer stärker.

Wenn ich mir dessen bewusst werde und von dir ablassen kann, suchst du den Kontakt. Ich beruhige mich etwas, du rückst näher, ich bin noch mehr besänftigt – und schliesslich läuft alles wieder flott und reibungslos.“

p.s. das ist noch nicht das Happy-End. Im Buch geht es weiter 🙂