Stein der Worte … ein poetischer Ort

 

Sasso delle parole („Stein der Worte“)

„Stein der Worte“ – es schien ein sogenannter „poetischer Ort“ zu sein, an dem ich mich auf den Spuren Hermann Hesses befand. Und poetische Orte regen die Lust am Leben an, sagt man. Dieser Ort hat ihn immer wieder angezogen. Er war dort allein. „Für die Phantasie ist dieses Verlassen-Sein aufregend.“, habe ich mal irgendwo gelesen.

Oft stapfte er mit Staffelei, Farben und Leinwand zum Sasso delle parole, dem „Stein der Worte“. Es war einer seiner Lieblingsplätze. Von diesem weissgrauen, zerklüfteten Felsplateau schweifte sein Auge von einem Felsvorsprung aus über die glitzernde Fläche des Sees und die Berge. Seine Augen liebkosten die malerischen Dörfchen, die sich vor ihm ausbreiteten.

All diese Betrachtungen sollen auch Inspiration für sein herzbewegendes Gedicht „Blick nach Italien“ gewesen sein.

Blick nach Italien

Über dem See und hinter den rosigen Bergen
Liegt Italien meiner Jugend gelobtes Land,
Meiner Träume vertraute Heimat.
Rote Bäume sprechen vom Herbst.
Und im beginnenden Herbst
Meines Lebens sitz‘ ich allein,
Schaue der Welt ins schöne grausame Auge,
Wähle Farben der Liebe und male sie,
Die so oft mich betrog,
Die ich immer und immer noch liebe.
Liebe und Einsamkeit,
Liebe und unerfüllbare Sehnsucht
Sind die Mütter der Kunst;
Noch im Herbst meines Lebens
Führen sie mich an der Hand,
Und ihr sehnliches Lied
Zaubert Glanz über See und Gebirg
Und die abschiednehmende, schöne Welt.

Dort sass er also auf seiner „roten Bank“, sinnierte und malte  … und genau dort hätte ich jetzt auch gerne mein Bild gemalt:

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