Unschlüssig stand sie vor den Flaschen mit den Badeessenzen. Pfirsichcremebad oder Mandelblüten-Ölbad? Sie entschied sich für Letzteres. Was so gut duftet, kann ja nicht schlecht schmecken, überlegte sie und drehte den Wasserhahn auf. Während das Badewasser einlief, ging sie nochmals zurück ins Wohnzimmer und holte sich ein Glas und einen Trinkhalm. Ihr Partner, der auf der Couch sass und neueste Informationen von seiner Samsung Gear 3 Smartwatch abrief, sah kurz auf. Sie lächelte ihn an und dachte: Einmal Kind – immer Kind! Die brauchen doch immer etwas zum Spielen. Dann machte sie sich wieder auf in Richtung Badezimmer. „Heee, hast du nicht etwas vergessen?“, rief er ihr nach. „Vergessen? Was denn?“, erwiderte sie. „Dein Glas ist noch leer!“, warf er ein, „Ich habe mich ja längst daran gewöhnt und wundere mich auch nicht mehr, dass ihr Weibsen gerne beim Baden ein Gläschen Sekt schlabbert und ich bin ehrlich gesagt auch heilfroh, dass du dabei auf die Kaviar-Häppchen verzichtest, aber dass du mit einem leeren Longdrinkglas nebst Trinkhalm ins Bad verschwindest, das macht mich nun schon stutzig!“. „Ach das …“, entgegnete sie, „das ist wegen der Hände – die lassen mich einfach nicht los. Die linke Hand dieses Kerls hat mich dermassen im Griff, also … das muss ich jetzt mal ernsthaft ergründen.“
„Hände? Was für Hände? Und wer ist der Kerl?“, fragte er verblüfft.
„Du erinnerst dich doch – seine linke Hand … viele Hände! Na die an der Felswand, letztens in der Ausstellung „Amerika nach dem Eis“! Also ich habe recherchiert. Der damalige Eiszeitkünstler legte seine linke Hand auf die Felswand, weil er Rechtshänder war. Mit seiner rechten Hand nahm er dann ein Röhrchen, führte es an die Lippen und sog etwas Farbe ein. Diese Farbe pustete er dann über seine Hand auf den Fels. Erinnerst du dich, wie wundervoll die vielen Hände auf der Felswand aussahen?“
„Ja gut,“ konterte er, „und was hat das mit dir zu tun?“
„Ist doch logisch“, antwortete sie, „das will ich auch probieren, zuerst mal im Bad, bevor ich das mit Farbe im Atelier mache.“
Entgeistert starrte er sie mit weit aufgerissenen Augen an und würgte ein „Sag mal, bist du noch zu retten?“ hervor. Dann fuhr er fort: „Mit Farbe? Etwa an der Staffelei? Ja was glaubst du denn, wer dann diese Sauerei wieder beseitigt! Farbe im Zimmer herumpusten!“ …
Inzwischen war sie im Badezimmer angekommen und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Sie stellte das Glas mit dem Trinkhalm auf dem Badewannenrand ab und lies sich langsam ins duftete Badewasser gleiten.
„Reine Übungssache“, dachte sie und füllte das Glas mit Wasser. Sie führte das Röhrchen an ihre Lippen und sog vorsichtig ein bisschen Wasser ein, um dieses dann gegen die Wandkacheln zu pusten. Aber sobald sie den Kopf anhob, suchte sich das Wasser logischerweise den Weg in ihren Rachen. „Das ist die falsche Technik“, überlegte sie, „ausserdem, wie sollte sie zum Pusten Luft holen, während ihre Lippen das Röhrchen mit der Farbe … ähm … des Wassers … umschlossen hielten?“
Sie versuchte es erneut. Also erst ein wenig Luft holen – die zum Pusten. Dann ein bisschen Farbe Wasser ansaugen und die Luft anhalten …. „Verdammt, wenn ich jetzt den Kopf anhebe, um an die Kacheln zu pusten, läuft mir die Farbe ähm, das Wasser wieder in den Rachen!“, schoss es durch ihre Überlegungen. „Bäääh, so eine Sauerei … wie hat der Kerl das damals nur gemacht?“. Jetzt musste sie erst mal wieder durchatmen und liess das Wasser wieder aus dem Röhrchen fliessen. Nach einer Weile startete sie einen neuen Versuch. „Reine Übungssache!“, grübelte sie, während die kunstvollen Bilder der Ausstellung sich in ihren Gedanken breit machten ….
Hmmm … sie hatten damals noch keine Malpinsel, sondern nur solche Werkzeuge:
… und viel Atemtechnik und Fantasie für ihren „Blowjob“ 😊