Bauchgefühle

Bauchgefühle sind ein faszinierendes Phänomen, das uns oft bei wichtigen Entscheidungen unterstützt. Sie entstehen durch unbewusste Informationsverarbeitung im Gehirn und können uns schnell eine intuitive Richtung vorgeben. In vielen Fällen erweisen sich diese inneren Impulse als richtig und helfen, komplexe Situationen rasch zu beurteilen – besonders dann, wenn Zeitdruck herrscht oder nicht alle Fakten klar sind. Doch so wertvoll Bauchgefühle auch sein mögen, sie sind nicht unfehlbar.

Gestern z.B. fragte mich meine kleine Enkelin Ela (8 Jahre alt), ob ich „Golden“ kenne.

Ich: Nein … ähm, in welchem Zusammenhang?

Sie: Omi, das ist ein Song! Alle meine Schulfreundinnen kennen ihn! Kannst du ihn mir mal auf YouTube suchen?

Ich: O.k., ich schau mal.

Dabei dachte ich an nichts Böses. Doch dann war mir schnell die Absicht klar. Sie nahm den Song vom TV auf ihr Handy auf.

Kaum fertiggestellt hatte ich keine ruhige Minute mehr. Sie sang und tanzte mit dem Video immer um mich herum – pausenlos!

Heute morgen dann, kaum hatte sie die Augen geöffnet, ging es schwung- und klangvoll weiter. Das hätte mir mein Bauchgefühl unbedingt sagen müssen!

Plötzlich drückte sie die „Pause-Taste“ und fragte:

„Omi, darf ich den Film zu dem Song „Golden“ angucken?“

Ich: Für welches Alter ist der Film freigegeben?

Sie: Da musst du gucken!

Jetzt endlich sprach mein Bauchgefühl zu mir und meinte: „Sei vorsichtig!“

Ich fragte also Google und las der Kleinen vor:

In der Schweiz Mindestalter 10 Jahre und in Deutschland ab 6 Jahre!

Sie: OMI, ICH BIN FÜR DEUTSCHLAND !!!!

Sie lebt in der Schweiz und ist nur in den Ferien hier bei mir in Deutschland! Was also ist zu tun? Ich rief meinen Sohn an und bat um seine Meinung.

ER: Was meinst denn du?

(Hääää? Als er noch ganz klein war hatte ich ihm beigebracht, dass man auf eine Frage nicht mit einer Gegenfrage antwortet!)

Ich antwortete: ICH BIN FÜR DEUTSCHLAND !!!!

Er: Na gut, du schaust es aber mit ihr zusammen an. Im Film gibt´s Dämonen! Wenn sie nachts dann nicht schlafen kann ….

Das hatte die Kleine gehört und rief dazwischen:

„Das sind aber ganz niedliche Dämonen und sie tragen einen Hut!“

„Ja, wenn das sooo ist“, meinte mein Bauchgefühl, „dann gibt es sicher auch keine Probleme.“ 🙂

Herbstferien = Omi-Ferien

Die Herbstferien bieten eine wunderbare Gelegenheit, Zeit mit der Omi zu verbringen – bei „Omi“ werden die Ferien oft zu einer ganz besonderen Erfahrung. Für Enkelkinder wie die kleine Ela bedeutet dies nicht nur eine Auszeit vom Schulalltag, sondern auch die Chance, kreativ zu sein und spielerisch zu lernen. Besonders beliebt ist dieses Mal das gemeinsame Malen mit Transferpapier, eine einfache und zugleich faszinierende Technik, die Omi liebevoll vorbereitet. Dabei Ela ein Lieblingsmotiv abpausen und anschließend nach Herzenslust ausmalen, was nicht nur die Feinmotorik fördert, sondern auch das Verständnis für Formen und Farben vertieft. Diese kreative Beschäftigung ist ein idealer Zeitvertreib an verregneten Herbsttagen und stärkt gleichzeitig die Bindung zwischen den Generationen. So werden die Herbstferien bei Omi zu einer wertvollen Lern- und Erlebniszeit, die weit über den schulischen Rahmen hinausgeht – geprägt von Spaß, Entdeckung und gemeinsamer Kreativität.

Und ich liebe es, die Kleine bei mir zu haben!

Sie hat die Sache mit dem Transferpapier sehr schnell kapiert 🙂

So, jetzt ist der Panther auf der Leinwand und es geht ans Ausmalen mit Acrylfarbe.

…. und zwischendurch immer schön trockenföhnen 🙂

Na, wenn das mal keine Kunst ist. Es hat ihr sehr viel Spaß gemacht. Ich glaube, nun hat sie die Leidenschaft für Transferpapier gepackt. Sie sucht schon nach einem neuen Motiv …. natürlich was Katzenartiges!

Seid faul im Alter: Marc Aurel und die Kunst der Begrenzung

Faulheit wird oft als mangelnde Motivation oder Trägheit verstanden, doch dieser Blick greift zu kurz. Tatsächlich ist das, was wir als „faul“ wahrnehmen, stark davon abhängig, welche Aufgaben wir als notwendig erachten – und diese Einschätzung ist eng mit unserer sozialen Positionierung verknüpft. Menschen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen haben verschiedene Erwartungen und Pflichten. Was für den einen als unerlässliche Aufgabe gilt, kann für den anderen entbehrlich erscheinen. So wird „Faulheit“ häufig dort diagnostiziert, wo Menschen Aufgaben nicht erfüllen, die ihnen von außen auferlegt werden, ohne die individuellen Umstände zu berücksichtigen. Betrachtet man Faulheit vor diesem Hintergrund, zeigt sich: Es geht weniger um ein persönliches Versagen als vielmehr um unterschiedliche Perspektiven auf Verantwortung und Pflicht. Unsere soziale Position prägt also maßgeblich, wie wir eigene und fremde Handlungen bewerten – und somit auch, wann wir jemanden als „faul“ bezeichnen. Indem wir diese Dynamik verstehen, öffnen wir den Raum für mehr Empathie und eine differenziertere Betrachtung dessen, was wirklich getan werden muss.

Marc Aurel fordert in seinen Selbstbetrachtungen (Buch 4,24) dazu auf, das Unnötige zu begrenzen – eine Weisheit, die gerade im Alter an Bedeutung gewinnt.

„Beschränke Deine Tätigkeit auf Weniges, sagt Demokritos, wenn du in deinem Inneren ruhig sein willst. Vielleicht wäre es besser, zu sagen: Tu das, was notwendig ist und was die Vernunft eines von Natur zur Staatsgemeinschaft bestimmten Wesens gebietet und so, wie sie es gebietet; dies verschafft uns nicht nur Zufriedenheit, die aus dem Rechttun, sondern auch diejenige, die aus dem Wenigtun entspringt. In der Tat, wenn wir das meiste, was in unserem Reden und Tun unnötig ist, wegließen, so würden wir mehr Muße und weniger Unruhe haben. Frage dich also bei jeglicher Sache: Gehört diese etwa zu den unnötigen Dingen? Man muß aber nicht nur die unnützen Handlungen, sondern auch die unnützen Gedanken vermeiden; denn die letzteren sind auch die Ursache der überflüssigen Handlungen.“

Indem wir unsere Tätigkeiten und Gedanken auf das Wesentliche beschränken, schaffen wir Raum für innere Ruhe und Gelassenheit.

Diese bewusste Reduktion ist vielleicht eine „Vorstufe“ des Faulseins: Nicht Trägheit im negativen Sinne, sondern eine kluge Auswahl dessen, was wirklich zählt. Wer nur das tut, was unbedingt notwendig ist, entlastet nicht nur seinen Geist, sondern schützt sich auch vor Überforderung. So wird Faulheit zur Haltung – ein bewusster Rückzug von der ständigen Betriebsamkeit hin zur Konzentration auf das Wesentliche.

Marc Aurels Ratschlag ermutigt uns, im Alter nicht zwangsläufig aktiver zu werden, sondern vielmehr achtsamer mit unserer Energie umzugehen. Die Balance zwischen Tun und Sein führt zu einer inneren Freiheit, die wahre Ruhe schenkt. Gerade deshalb lohnt es sich, unnötigen Ballast abzuwerfen und die eigene Lebenszeit sorgsam zu wählen. So wird Faulheit zum Schlüssel für ein erfülltes und gelassenes Leben.

Zusammenfassend:

Faul sein ist nicht in jedem Fall ein Laster. Weder im Alter noch in der Jugend, meine ich.

Manchmal ist es genau das Innehalten und Ausruhen, das neue Energie freisetzt und Kreativität fördert.

Gerade in einer Welt, die ständig nach Produktivität strebt, ist das bewusste Pausieren ein Akt der Selbstfürsorge und des klugen Umgangs mit den eigenen Ressourcen.

Indem wir uns erlauben, bewusst zu entspannen, schaffen wir Raum für neue Ideen und eine klarere Sicht auf das Wesentliche. Dieses bewusste Innehalten kann somit nicht nur unsere Leistungsfähigkeit verbessern, sondern auch unser Wohlbefinden nachhaltig stärken.