Je näher ich dem Gehege kam, desto schneller wurde mein Schritt und mein Herz klopfte wie wild vor lauter Freude auf das Wiedersehen. Ich war sehr früh dran, der Wildpark hatte gerade geöffnet und so hatte ich vielleicht die Möglichkeit, noch ein wenig allein bei ihnen zu sein.
Bald hatte ich die Stelle erreicht, an der ich sie letztes Jahr antraf. Vor der Umzäunung war ein überdachter Holztisch und zwei Bänke.
Noch war kein Tier in Sicht und ich setzte mich, richtete meine Kamera und holte mein Buch aus der Tasche – die „Wolfsonate“ von H.Grimaud. Ich begann zu lesen … plötzlich, aus dem Augenwinkel heraus, sah ich etwas Weisses, das sich langsam auf mich zu bewegte. Ich atmete tief ein und hob meinen Kopf: er war da! 🙂
Er schaute mich an und lief dann ein Stückchen den Felsenhügel hinauf. Dann begann er zu heulen, nicht sehr laut und ein bisschen heiser. Was tut er da, dachte ich. Sollte dies nun ein freundliches „Guten Morgen“ sein oder gar ein „Hi, freut mich, dich zu seh’n“ ?
Und was dann geschah, war so schön … so schön! Ein zweiter kam hinzu und sie heulten für mich im Duett – was für eine Wolfsonate ! 😀
Nach einer Weile kam der Erstere wieder vom Felsenhügel herunter, blickte mir direkt in die Augen – das war Faszination pur! – und legte sich vor mich hin.
„Mein Lieber“, sagte ich, „ich möchte dir von einem Buch erzählen und von einer wunderbaren Frau, die euch nicht nur unsagbar liebt, sondern auch viel über euch Wölfe schreibt. Nein, nicht nur über Wölfe, sondern auch über Männer und deren Blicke! Gerade habe ich so eine Stelle gelesen … darf ich es dir kurz vorlesen? Du wirst dann verstehen, warum sie Wölfe liebt! Also, sie schreibt:
„Männer lächelten mir zu, mit diesem Lächeln, das Angst macht, weil es nicht freundlich, nicht sanft ist – ein Lächeln, das klebt wie schmutzige Bonbons. Denn der lüsterne Blick kennt tausend Varianten. Manche sind spöttisch. Manche schüchterner – aber mit einer gewissen verstohlenen Obszönität. Ich bin Blicken begegnet, in denen Wollust funkelte. Unendlich melancholischen Blicken – diejenigen, die auf die verbotene Frucht verzichten und träumen, davon zu kosten, tagtäglich vergiftet mit dem Strychnin ihres Verlangens. Aber für mich hatten, wie für alle Mädchen der Welt, dieser Reigen, dem ich ausgesetzt war, und das Leuchten dieser Augen, die auf mir ruhten, etwas, das mich erstarren liess, weil eine Art barbarische Urkraft, eine reine, nukleare Gewalt, eine Ahnung unermesslicher und grausamer dunkler Kräfte von ihnen ausging. […]
Denn die Männer (und es gibt so wenige Männer unter den Männern!) sehen mich auf eine merkwürdige Weise. Meine Qualitäten scheinen ihnen inkompatibel zu sein …. “ […]
„Na, was sagst du dazu?“, fragte ich dieses wunderschöne Tier, das da vor mir lag. „Verstehst du, warum sie Wölfe liebt?“
Er sah mich an – mit diesem „anderen“ Blick, dem freundlichen und aufmerksamen, dem bernsteinfarbenen.
Es waren viele glückliche Momente, die ich bei ihnen wieder erlebt habe – und die Stunden vergingen wie im Flug. Ich habe ihnen zugeschaut, sie „studiert“ und mit ihnen geredet. Und natürlich fotografiert … bis mich dabei eine wilde Biene in den Oberarm gestochen hat >:-[
Mein absolutes Lieblingsbild ist dieses hier – es ist den Bienenstich wert! 😀 :
… und natürlich habe ich ein kleines Video gemacht :
Das muss mir halt mal wieder genügen bis zum nächsten Mal.
Das ist sehr beeindruckend und die Wölfe sind wunderschöne Tiere!👍
LikeLike
Ja, Wölfe sind wunderschöne Tiere und wir können viel Beeindruckendes von ihnen lernen.
Ich freue mich über deinen Kommi und wünsche dir einen schönen Tag 🙂
LikeGefällt 1 Person
Pingback: Ayla … | seelenglimmern
Pingback: Scott, lieber Scott … | seelenglimmern
Pingback: To All The Wolves … und für alle Menschen, die Wölfe lieben | seelenglimmern