„Und jetzt ist alles so einfach gewesen und von der Art, als bräuchten sie keinerlei Worte zu machen, weil sie wissen, was der andere empfindet und denkt und was er als Nächstes tut. Worte markieren Unterschiede, stellen fest und rücken zurecht – in diesem Sinne stören sie vorläufig nur. Man müsste Worte anders verwenden, als Erkennungszeichen, als Bestätigung, als Ausruf, als Anfeuerung – dann wäre man schon einen Schritt weiter.
Mitten auf dem halbdunklen, fensterlosen Gang zur Buchhandlung bleibt er plötzlich stehen. Eine Sprache der Nähe …., genau das wäre es. Die Wendung durchzuckt ihn, und obwohl er noch nichts mit ihr verbindet, spürt er genau, dass er mit dieser Wendung etwas getroffen hat, wonach er lange suchte. Eine Sprache der Nähe – wonach könnte eine solche Sprache sich orientieren? Hatte sie Vorläufer, Vorgaben, wovon könnte sie lernen? Er überlegt und horcht in sich hinein, und dann kommt wie von selbst der richtige Einfall, und dieser Einfall verweist auf Musik […]
Es gibt keine intensivere Sprache der Nähe als die Musik [….]“
(Textauszug aus „Liebesnähe“/Hanss Ortheil)
Hier beende ich vorläufig mein Lesen in diesem Buch, denn mit seiner Sprache der Nähe kommt er MIR jetzt zu nahe, so wie ich auch mal jemand zunahe gekommen bin mit meiner „Sprache der Nähe“.
Ich denke nur ungern an diesen Vorworf, den mir damals diese Sprache eingebracht hat. „Du bist mir zunahe gekommen … !“
Es ist Vergangenheit und seitdem verwende ich Worte anders ….