… und er wusste es. Er wusste so viel und er hatte das Bedürfnis, all sein Wissen weiterzugeben.
Hier in dem Buch, das ich gerade lese, ist die Rede von einer Zeitblase, in der er öfter mal „lebte“.
Ich denke, einige Menschen flüchten ab und an in solch eine Zeitblase, um zu hinterfragen, um sich selbst (wieder) zu finden.
„Thomas Lang hat klug jenen Lebensabschnitt des Literatur-Weltstars gewählt, der meist nur knappe Erwähnung findet und vernachlässigt wird: Hesses Ehe mit der Baseler Fotografin Mia Bertoulli im ersten eigenen Hausstand in Gaienhofen am Bodensee in den Jahren 1904-1912. Dabei waren diese Jahre trotz geringen literarischen Ertrags für die künstlerische Selbstfindung vielleicht die wichtigsten. Das vermag das Buch eindrucksvoll zu belegen.“ – darum lese ich es!
„Er fällt auf den Wunsch herein, die Dinge mit ihr in diesem trügerischen Gleichgewicht zu lassen, das Schweigen bedeutet. Ein Fehler, Hermann. Gerade machst du alles falsch: Geschehenes zu leugnen, aber genauso Wünsche zu verdammen. Erinnere dich an dein Gespräch mit Mr Noon. Falsch ist es auch, die Figürchen und Sächelchen in deiner Zeitluftblase, dich selbst eingeschlossen, aus übertriebener Vorsicht nicht bewegen zu wollen. Du wähntest dich recht sicher. Aller Vorsicht zum Trotz ist das Geschiebe gegeneinandergerichteter Kräfte doch aufgetreten und das unausweichlich folgende Beben, ein Zittern vorerst, bringt die Blase zum Platzen, du, Hermann, der sich nennt Herr H, fährst zurück in den Leib Hesses, das schmerzt, ein Geruch von frischem Kuhdung weht durchs Fenster herein, das nervt, nebenan stöhnen die Bettfedern. Sie schläft also noch nicht?
Womöglich wartet sie auf ihn. Unter dem Knarren dieser Federn läuft die Zeit wieder an. Schwergängige, teils korrodierte Mechanik, die nun als Schmierstoff die Gewohnheit aufnimmt und sie allmählich im Uhrwerk des Alltags verteilt.“
(aus: „Immer nach Hause“ von Thomas Lang)
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Das im Roman beschriebene Haus kann man besichtigen, im Dorf ist aus der Wohnung ein Museum geworden. Das habe ich gemacht, weil mich Hesses Leben interessierte – der Mensch hinter den Worten, die er schrieb.