Manchmal erinnere ich mich noch an sie und an das Gefühl, mit dem sie untrennbar verbunden war. Ein wohliges Geborgenheitsgefühl und Sympathie, Vertrautheit, Verbundenheit und Zuwendung – das war es, was die Nähe damals mit sich forttrug.
Nur wenige Worte aus deinem Mund reichten aus, um sie in die Flucht zu schlagen.
Was zurückblieb war eine undefinierbare Leere. Da war nichts mehr. Plötzlich hatte ich dein Bild nicht mehr vor Augen, wenn ich an dich dachte, mit dir in Gedanken sprach.
Auch in der Nacht, während ich schlief, waren meine Träume seit ihrem Verschwinden schwarz. Ich erinnere mich noch wage an den hellen Mond, der damals lächelnd zu uns herabblickte und zustimmend zuhörte, während wir nebeneinander auf einer duftenden, bunten Blumenwiese lagen und über unsere Werte und den Sinn des Lebens sprachen. Über Gemeinsamkeiten und die Zukunft. Zärtlich ließ er dabei seine silbernen Strahlen über unsere Körper gleiten und in einem märchenhaften Licht strahlen.
Märchen … es waren wohl nur eigenzweckdienliche, fantasievoll ausgeklügelte Märchen, die du mir im Zauber des Anfangs aufgeschwatzt hast.
Nun sind sie verklungen und die bunten Blumen auf der Wiese haben ihre Farbe verloren. Ich blicke nur noch auf einen schwarzen Fleck, auf ein unbedeutendes Nichts.
Sympathie, Vertrautheit, Verbundenheit und Zuwendung, alles hat die Nähe hastig zusammengepackt, als sie sich zur Flucht entschloss. Das war in dem Moment, als die märchenhaften Worte durch andere ersetzt wurden … durch „schwarze Worte“.
Ich erinnere mich gerade an das Gedicht von Hilde Domin, über das wir auch gesprochen hatten, damals, als die Nähe noch zugegen war:
Unaufhaltsam
Das eigene Wort, wer holt es zurück,
das lebendige – eben noch ungesprochene Wort?
Wo das Wort vorbei fliegt, verdorren die Gräser,
werden die Blätter gelb, fällt Schnee.
Ein Vogel käme dir wieder
nicht dein Wort,
das eben noch ungesagte,
in deinen Mund.
Du schickst andere Worte hinterdrein,
Worte mit bunten, weichen Federn.
Das Wort ist schneller,
das schwarze Wort.
Es kommt immer an,
es hört nicht auf, an zu kommen.
Besser ein Messer als ein Wort.
Ein Messer kann stumpf sein.
Ein Messer trifft oft
am Herzen vorbei.
Nicht das Wort.
Am Ende ist das Wort,
immer
am Ende
das Wort.
Am Ende waren es schwarze Worte – Worte wie Pfeile, welche die Nähe in die Flucht schlugen. Sie ist verschwunden, aber manchmal schickt sie die Worte zurück, um daran zu erinnern.
Eine sehr berührende Geschichte, die mich ins Grübeln über so manch Schönes, vertrautes und auch schwarze Worte am End bringt liebe Christel…
Liebs Grüßle von Hanne 💖
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Oh, es hätte mich gewundert, wenn du nicht mit Gedanken darauf reagiert hättest, liebe Hanne. Man sollte immer darauf achten, dass die Nähe nicht verloren geht … sie pflegen!
Liebs Grüßle zurück zu dir ❤
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Eine traurige Geschichte, die gerade in dieser Zeit viele Menschen betrifft.
Aber ich glaube auch, man kann das Glück auch ohne Nähe finden! Wenn man sich zu sehr davon abhängig macht, dann ist man sehr traurig, wenn sie schwindet!🤔😊
Deine Gedanken in Worte haben hoffentlich keinen Anlass!
Sei herzlich gegrüßt Babsi
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Ich denke, viele Menschen kennen das Gefühl, wenn die Nähe überraschend verschwindet und welcher Verlust darüberhinaus damit verloren geht. Darum geht es in meiner Geschichte. Beim „Miteinander“ halte ich Nähe für sehr wichtig.
Liebe Grüße auch zu dir, liebe Babsi 🙂
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Sicherlich Christel, aber es gibt auch Menschen, die es nicht wollen oder brauchen und auch da sollte man Verständnis zeigen!🤔🤗😉
Dir noch einen schönen Abend!😉🙋♀️
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Aber ja, liebe Babsi, ich verstehe das natürlich. Derjenige Mensch sollte dann aber auch für sich bleiben und nicht nach Lust und Laune bei einem anderen Nähe anstreben und ihn dann fallen lassen, wenn ihm nicht mehr danach ist. Darum geht es doch in meiner Geschichte.
Wünsch dir auch noch einen schönen Abend 🙂
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👍Ja natürlich Christel, dass stimmt!😉🙋♀️
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Ich finde die kleine Geschichte auch sehr bewegend.
Und das bild finde ich sehr schön.
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Dankeschön, das freut mich 🙂
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